Die Softwareentwicklung befindet sich mitten in einem Umbruch. Laut dem aktuellen DORA Report 2025 setzen mittlerweile rund 90 Prozent aller Entwickler weltweit KI-Tools in ihrem Arbeitsalltag ein. Diese Zahl zeigt deutlich: Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern bereits ein fester Bestandteil moderner Entwicklungsprozesse. Doch welche Chancen bringt das mit sich – und welche Risiken gilt es zu beachten?
KI in der täglichen Praxis
Die Studie hat ergeben, dass Entwickler im Durchschnitt etwa zwei Stunden pro Tag mit KI-gestützten Workflows verbringen. Viele nutzen ChatGPT, GitHub Copilot oder andere Assistenten, um Code vorzuschlagen, Bugs schneller zu erkennen oder Dokumentationen zu erstellen. Bemerkenswert ist dabei, dass mehr als 80 Prozent eine klare Steigerung ihrer Produktivität feststellen und 59 Prozent sogar angeben, dass die Qualität ihres Codes durch den Einsatz von KI verbessert wird.
Ein kurzer Blick auf die harten Fakten:
- 90 % der Entwickler nutzen KI-Tools regelmäßig
- im Schnitt 2 Stunden täglich werden in KI-Workflows investiert
- 65 % zählen sich selbst zu „Heavy Usern“
- nur 24 % vertrauen den Ergebnissen uneingeschränkt
Diese Diskrepanz zwischen hoher Nutzung und gleichzeitig geringem Vertrauen ist bezeichnend. Entwickler setzen KI intensiv ein, übernehmen die Ergebnisse jedoch nicht blind, sondern prüfen sie sorgfältig nach, bevor sie in den produktiven Code einfließen.
Neue Rollenbilder und Kompetenzen
Mit der zunehmenden Verbreitung von KI verändert sich auch das Berufsbild der Entwickler. Statt ausschließlich als Coder zu arbeiten, übernehmen sie immer stärker die Rolle von Architekten, Prüfern und Systemdenkern. Kompetenzen im Bereich „Prompting“ gewinnen an Bedeutung, da die Qualität der KI-Ausgaben maßgeblich davon abhängt, wie präzise die Anfragen formuliert werden. Parallel dazu steigt die Relevanz von Code-Review und Testing, weil gerade im Zusammenspiel von menschlicher und maschineller Arbeit Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden müssen.
Gerade für Nachwuchsentwickler bietet KI viele Chancen, kann aber auch Risiken bergen. Wer sich zu sehr auf automatisierte Vorschläge verlässt, läuft Gefahr, weniger eigene Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Daher ist es entscheidend, KI als Unterstützung zu verstehen, nicht als Ersatz für das eigene Denken.
Chancen für Webentwickler
Besonders spannend sind die aktuellen Entwicklungen für Webentwickler. Tools wie Webflow oder Figma integrieren inzwischen eigene KI-Assistenten, die den Übergang von Design zu Code stark beschleunigen. Auch Accessibility rückt in den Fokus: Neue KI-Werkzeuge prüfen automatisch, ob Webseiten barrierefrei gestaltet sind, und schlagen passende Anpassungen vor. Hinzu kommt, dass Entwicklungsumgebungen wie VS Code immer stärker mit KI verknüpft werden, sodass Entwickler nicht mehr zwischen externen Tools und ihrer gewohnten Arbeitsumgebung wechseln müssen.
Ein weiterer Trend zeichnet sich mit dem sogenannten „Agentic Web“ ab. Webseiten sollen künftig so aufgebaut werden, dass sie nicht nur von Menschen, sondern auch von KI-Agenten effizient gelesen und verarbeitet werden können. Für Webentwickler bedeutet das, dass ihre Arbeit zunehmend eine doppelte Perspektive berücksichtigen muss: die klassische User Experience und die maschinenfreundliche Struktur.
Herausforderungen bleiben bestehen
Trotz aller Vorteile gibt es Aspekte, die nicht ignoriert werden dürfen. KI-Ausgaben sind nicht immer korrekt und können Fehler oder Sicherheitslücken verursachen, wenn sie ungeprüft übernommen werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass Entwickler bestimmte Kompetenzen einbüßen, wenn sie sich zu sehr auf automatische Vorschläge verlassen. Auch Lizenz- und Datenschutzfragen müssen geklärt werden, insbesondere wenn KI-Systeme auf externen Datenquellen trainiert wurden.
KI ist Standard – und verändert die Softwareentwicklung dauerhaft
Die Ergebnisse des DORA Reports verdeutlichen: KI ist in der Softwareentwicklung keine Option mehr, sondern Standard. Sie steigert Effizienz und kann die Codequalität verbessern, setzt aber gleichzeitig neue Maßstäbe an Review, Testing und Verantwortungsbewusstsein. Für Webentwickler eröffnen sich durch den Einsatz von KI spannende Chancen, etwa bei der Beschleunigung von Workflows und der Optimierung von Webseiten für Menschen wie auch Maschinen.
Die Zukunft der Softwareentwicklung ist deshalb nicht eine Entscheidung zwischen Mensch oder KI. Vielmehr liegt die Stärke in der Kombination: Mensch mit KI.